Guter Unterricht

Was ist wirklich lernwirksam?

Guter Unterricht Guter Unterricht

Die Unterrichtsforschung hat viele Merkmale guten Unterrichts valide festgestellt und herausgearbeitet. Es sind deren sehr viele und man neigt zu hoffen, ja zu glauben, dass die Berücksichtigung dieser Merkmale zu gutem Unterricht führe. Der Hoffnung folgt die Enttäuschung, dass dies nicht der Fall ist. Es gibt also jenseits der Forschungsergebnisse, jenseits der Merkmale guten Unterrichts ein Wirkungsgeheimnis guten Unterrichts, das sich entgegen der Regeln und trotz der Widrigkeiten spontan und unerwartet entfaltet oder trotz bester Absichten, Bedingungen und Bemühungen außen vorbleibt.

Wer sich in der Schullandschaft umschaut kennt
... keinen Lehrer, der willentlich schlechten Unterricht macht,
... viele Lehrer, die guten Unterricht machen wollen, denen es aber nicht gelingt,
... viele Lehrer, die guten Unterricht machen,
... viele Lehrer, die meinen, sie würden guten Unterricht machen,
... viele Personen, die anderen sagen, wie man guten Unterricht macht, es selbst aber nicht können.

Kleinlaut muss die Unterrichtsforschung konstatieren:

  • „Innovativer Unterricht“ ist nicht gleich „guter Unterricht“.
  • Guter Unterricht ist gut gemachter Unterricht.
  • Gut gemachter herkömmlicher Unterricht ist guter Unterricht.
  • Gut gemachter schülerzentrierter Unterricht ist guter Unterricht.
  • Gut gemachter kompetenzorientierter Unterricht ist guter Unterricht.
  • Es gibt nicht „den“ guten Unterricht.

„Es gibt viele Wege zu gutem Unterricht, aber nicht jeder Weg führt zum guten Unterricht.“ (Weinert).

„Es gibt viele Wege zu gutem Unterricht, aber nicht jeder Weg führt zum guten Unterricht.“ (Weinert)

„Im Überblick betrachtet könnte der Eindruck entstehen, im Unterricht wäre alles und jedes irgendwie wichtig und zugleich auch wieder unwichtig.“ (Helmke & Weinert 1997, 125)

Die Pädagogik im Allgemeinen und die Didaktik im Speziellen sind anfällig für immer neue Paradigma mit neuen Heilsversprechen.

  • Vor vierzig Jahren war das der lernzielorientierte Unterricht,
  • vor dreißig Jahren der handlungsorientierte Unterricht und der Projektunterricht,
  • vor zwanzig Jahren die Wochenplanarbeit, die Freiarbeit und der fächerübergreifende Unterricht,
  • vor zehn Jahren der kompetenzorientierte Unterricht
  • und heute der individualisierte Unterricht
  • und morgen ...

Es läuft immer nach demselben Muster: Das Paradigma bringt nicht die angekündigten, versprochenen Erfolge und die Enttäuschung folgt auf dem Fuße und schon tun sich neue Heilsversprechen auf. Es sind immer Versprechen auf die Zukunft, auf vorgestellte Erwartungen mit großen Effekten. Aus alledem und aus der Erfahrung kann man nur folgendes schlussfolgern.

Nicht ideologische Konzepte (Paradigma) und nicht die Merkmallisten guten Unterrichts machen guten Unterricht, sondern die alltägliche harte professionelle Arbeit am Lerner und mit dem Lerner an der Sache in einer Lerngruppe in der mit Anstrengung und Konsequenz eine Lernkultur aufgebaut wurde.

„Merkmallisten guten Unterrichts sind genauso wichtig wie Richtungsweiser für eine Wanderung..“ (Weinert).

Merkmallisten guten Unterrichts sind genauso wichtig wie Richtungsweiser für eine Wanderung. Lehrkräfte müssen dadurch wissen, dass sie in die richtige Richtung gehen, aber das ist keine Garantie, dass sie auch am Ziel ankommen. Am Ziel kommt nur derjenige an, der den Weg auch geht, auch dann noch wenn er steinig wird, wenn nicht Vorhergesehenes passiert, wenn die Beine müde werden, usw. Die Vision auf einen einzigartigen Gipfel mag bei einem ehrgeizigen Gipfelstürmer ungeahnte Reserven zu mobilisieren, taugt aber nicht für den alltäglichen immer wiederkehrenden Anstieg eines unspektakulären alltäglichen Weges. Man misstraue Visionären genauso wie Ideologen und Heilsversprechern. Man vertraue nur Personen, die selbst unter Beweis gestellt haben dass es geht und wie es geht.

Lehrkräfte, die im Alltagsgeschäft stehen brauchen:

  1. Wissen über Merkmale guten Unterrichts, damit die Richtung stimmt,
  2. ein Modell guten Unterrichtens, als Anleitung zur Steuerung der Lernprozesse und
  3. handwerkliches professionelles Können, um die Wirkung auch zu entfalten.